Die Völklinger Hütte / Textbereich - Zu diesem Buch - Buchseite 18

Zu diesem Buch

"Nur belehrt von der Wirklichkeit, können wir die Wirklichkeit ändern." (Bert Brecht)

Dieses Buch ist in höchstem Maße zeit-geprägt. Das Vorwort wurde bewußt journalistisch angelegt. Es liefert in Teilen tages-, genauer: monatsaktuelle Fakten und Meinungen zum Thema Völklinger Industriedenkmal. Zusammen mit den Fotografien ergibt sich so eine Momentaufnahme der stillgelegten Völklinger Roheisenphase. Als eine Momentaufnahme darf das Buch auch dann gelten, wenn man mit einrechnet, daß die hier versammelten Fotografien im Zeitraum von zwei Jahren entstanden sind, zwischen Sommer 1989 und Mai 1991. Thomas Janssen und Ralph Ruth, beide Neunkircher, machten über 1000 Aufnahmen. 200 wählten sie für diesen Band aus. Die Fotografien wurden hier so angeordnet, als folgten sie einem imaginären Rundgang: die Kamera als Auge des Besuchers. Insofern bietet sich das Buch durchaus auch als (Museums-)Führer an. Man kann seinem Weg vor Ort folgen, wenn auch nicht bis in alle Bereiche. Denn die beiden Fotografen sind in Teile der alten Anlage vorgedrungen, die mittlerweile längst nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich sind; und die sich vielleicht nie mehr für Besucher öffnen werden.

So erfüllt das Buch eine maßgebliche Funktion: es dient als eine Art Bau-Bestandsaufnahme. Der Bildteil leistet eine fast lückenlose Dokumentation des Nochvorhandenen, darf als Inventarisierung gelten. Die fotografische Arbeit folgt mit Konsequenz der strengen Leitlinie, abzubilden, was ist, nicht aufzuzeigen, was wir wahrnehmen könnten. Im Mittelpunkt also nicht der ästhetische Reizwert einer Industrieruine, sondern der Ist-Wert des zu schützenden Denkmals. Die Fotografien spiegeln ein tatsächliches Bemühen um Wirklichkeit, und sie dienen nicht der Überhöhung der Realität durch Foto- "Kunst" .Das Medium Fotografie unterwirft sich hier ausschließlich dem Objekt.

Schönheit ist stark ohne Kunst. - Doch der Fotograf wird immer Manipulator bleiben. Sein Bildausschnitt, seine Perspektive, seine Licht-Wahl wird unseren Blick ablenken oder zentrieren, verschärfen oder verflüchtigen. Thomas Janssen und Ralph Ruth spielen nicht mit dem künstlerischen Effekt. Freilich kommt ihrer Intention die Bildgewalt ihrer Motive zupaß. Denn sie wollen dieses Buch auch als Hilferuf verstanden wissen, als einen Appell. Thomas Janssen, der sich im Rahmen seines Studiums und auch in seiner Heimatstadt Neunkirchen bereits intensiv um Industriedenkmäler gekümmert hat, will einen Beitrag leisten für den Erhalt des Völklinger Denkmalensembles. Darüber hinausgehend, will er im allgemeinen Verständnis und Interesse wecken für den Wert von Industriearchitektur. Dies ein auf die Zukunft gerichtetes Anliegen. Um so beunruhigender deshalb der Gedanke, dieser Bildband könnte nun doch zu einem Erinnerungsbuch werden.


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